Sonntag, 25. August 2013

Die Zukunft von Online-Spielen: Exponentielles Wachstum

Heute wollen wir - wie versprochen - diese Reihe fortsetzen und uns den Elementen widmen, die in den meisten heutigen Online-Strategiespielen fehlen und die für neue Impulse sorgen würden.

Die meisten heutigen Online-Strategiespiele enthalten einen recht großen Anteil von Aufbausimulation. Aufbausimulation bedeutet, man fängt klein an und wird immer größer, immer mächtiger.
Der Vorteil für die Spielehersteller: Inhärent enthalten ist in diesem Prinzip ein gewisser Sucht-fördernder Faktor. Da man am Anfang meist schnell vorankommt, erhält man als Spieler schnelle Ergebnisse und positives Feedback durch das Spiel. Wenn sich der Spieler erst an dieses positive Feedback gewöhnt hat, will er es immer wieder haben und kommt immer wieder zu dem Spiel zurück, auch wenn später das positive Feedback immer seltener auftritt.
Da das Wachstum von der Größe des Spielers abhängt, stellt sich ein exponentielles Wachstum ein, was bedeutet, dass die Großen in absoluten Zahlen immer schneller noch größer werden. Das ist unter anderem ein Problem für neue Spieler, die sich einer totalen Übermacht gegenüber sehen, welche für sie uneinholbar ist.
Wie ein Leser in einem Kommentar richtig bemerkte, ist in so einer Situation jegliche Form von Anfängerschutz ungeeignet. Im Prinzip stellt es sich so dar, dass in vielen solcher Spiele die ersten Spieler einer Welt eine viel größere Chance zum Gewinnen haben, wie solche die ein paar Wochen oder Monate später einsteigen. Natürlich ist die investierte Spielzeit auch ein Faktor, aber wenn man davon ausgeht, dass alle die selbe Spielzeit investieren, haben die früher eingestiegenen Spieler die weitaus größeren Chancen.

Der real existierende Kapitalismus

Stellen wir uns aber einmal eine andere Frage: Ist so ein Szenario denn überhaupt realistisch. Betrachten wir den real existierenden Kapitalismus:
Es gibt immer wieder Firmen, die unglaublich groß und mächtig werden, die wachsen und wachsen und zu Weltkonzernen werden. Aber in der real existierenden Welt gibt es auch immer Faktoren, die letztlich bremsen. Das Wachstum bleibt nicht exponentiell wie es einmal war, sondern plötzlich steigen die Marktanteile nicht mehr. Woran liegt das?
Irgendwann ist jeder Markt gesättigt. Irgendwann hat jeder sein iPhone oder iPad oder auch Windows. Irgendwann gibt es an jeder Straßenecke einen McDonalds und die Menschen sehnen sich nach einem ordentlichen Schnitzel.
Auch Firmen wie Microsoft gehen einmal die Ideen aus oder es werden interne Fehler gemacht, die dem Innovationsgeist entgegen wirken. Es ist einfach eine oft gemachte Erfahrung, dass Firmen je größer sie werden, desto bürokratischer geht es in ihnen zu. Leider wird dann auch immer mehr die interne Politik wichtiger als die eigentlichen Firmeninteressen.
Manchmal ist der Grund auch banaler und eine Mode wechselt. Anstelle von Jeans werden plötzlich andere Hosen getragen. Oder immer mehr Menschen sehen den einst hippen Hersteller als eher unpassend an.

Auch in Strategiespielen wechselt die Mode

Wenn man bremsende Mechanismen auch in Strategiespielen integrieren würde, dann würde für alle Spieler das Spiel länger interessant bleiben. Anstatt dass ein Spieler am Ende praktisch alles hat bzw. die totale Dominanz in Bezug auf die Ressourcen des Spiels, würden auch die starken Spieler ihre Vorherrschaft immer in Frage gestellt sehen. Kleine Spieler wachsen plötzlich stärker als die Großen und fordern sie heraus. Die Großen müssen sich ihrer Stärken wieder bewusst werden.
Durch Wechsel von Rahmenbedingungen bleibt auch die Welt immer weiter interessant. Die gleichen Konzepte wirken plötzlich nicht mehr und es müssen neue Konzepte her.

So können Strategiespiele realitätsnäher werden und gleichzeitig den Verstand der Spieler ständig im Trab halten.

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